Mittwoch, 20. September 2006

Ohne Fleiss kein Preis

Werbung stinkt. Die meisten Leute finden es zum Kotzen, wenn ihre Lieblingssendung ständig unterbrochen wird und schalten um. "Werbeflucht" sagt der Fachmann. Trotzdem werden jedes Jahr mehrere hundert Europaletten Kreative gefertigt, um mehr und eventuell bessere Werbung zu produzieren. Wie geht besser?

The Minneapolis College of Art & Design schmückt sich, eine der besten Kreativschmieden des Landes zu sein. Möglich. Der Campus liegt äußerst mondän in Uptown - dem Gegenteil von Downtown, da wo die ganzen Wolkenkratzer stehen:
Der Bereich Werbung und Kommunikation wird von einer verschworenen Truppe geführt, die sich seit Jahrzehnten kennt und einst als Kreative zusammen die Branche aufmischen wollten. Wie nicht anders zu erwarten, verfügen die Macher über unendliches Wissen und -wie es bei vielen Hochschulen der Fall ist- Kontakten bis ins Weiße Haus. So dürfen die fleißigen Studenten immer mal einem Star der Branche lauschen, der dann vom inneren Feuer und der Kunst vom Zuhören spricht. Konsumenten kaufen nicht das, was sie wollen oder brauchen, sondern was ihnen angeboten wird. Trotzdem haben sie Wünsche, Vorlieben und Gewohnheiten, die es zu entdecken gilt.
Die Vorlesungen sind ganz nett, weil sie gut organsiert und aufbereitet sind. Die Grafiker und Verkäufer verstehen ihr Handwerk - gestalten und verkaufen. Der Inhalt ist meistens sowieso austauschbar - wie die Werbung selbst. Alles Krümelkacke!

Das heißt, ich habe höchsten Respekt vor allen, die es in dieser Branche zu etwas gebracht haben. Aber Selbermachen ist Trumpf. Und das haben die an der Uni zum Glück begriffen. Leider interpretieren die Macher dieses Credo, wie sie es im richtigen Agentur-Leben gewohnt waren: Stress. Von einer Woche zur nächsten mal eben ein Konzept für mehr Organspender in dem einen Kurs und 100 Ideen für die Promo eines Reiseführers in dem anderen Kurs. Parallel wird ein Film gedreht und dann ist da noch das eigentliche Semester-Projekt: ein Marketingplan für eine Nachbarschaftsorganisation, das ein Sicherheitskonzept etablieren will. Anders als gewohnt, gibt es ständig individuelles Feedback und Ratschläge direkt auf den Punkt gebracht: Mein Professor im Fach "Texten" sagte zu meinen 100 Ideen für den Reiseführer, dass meine Texte eher lausig sind, er aber die Idee dahinter versteht und sie grundsätzlich richtig und angebracht ist. Ich soll weitermachen und Grafiken einbinden. Na also, wieder Hausaufgaben.

Zum Glück habe ich nur 5 Kurse, was allerdings schon oberes Drittel an einer US-Hochschule bedeutet. Es gibt deutlich mehr zu tun als jemals zuvor in meiner Hochschulkarriere. Wie andere nebenbei noch arbeiten können, ist mir ein Rätsel.

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Na da häng dich mal richtig rein und schau dir von den wichtigen Leuten etwas ab!

Vielleicht kannst du ja später unsere guten Knusperflocken als weltweit beleibtestes Naschwerk vermarkten!
Um es in den USA zu etablieren fällt mir da die Knusperflocke am Stock ein.

Grüße aus Leipzig
Ronny S.

22.9.06  

Kommentar veröffentlichen

<< Home