Mittwoch, 27. September 2006

Play Ball!

Amerikaner mögen vieles nicht wissen, aber ihre Nationalhymne können sie - bis auf die Tatsache, dass die letzten Worte "home of the brave" und nicht "play ball!" sind. Die Ursache für beide Erscheinungen ist die ewige Tradition, bei fast jedem Anlaß mit der Nationalhymne zu beginnen. Erst recht beim College Football.

Die US-Sport-Nachwuchsförderung ist komplett anders organisiert als in Deutschland: Die Universitäten sind die Sprungbretter zu den Profi-Clubs und damit zu den dicken Verträgen. Wer es in den 4 Jahren Uni nicht schafft, sich durchzusetzen, wird es nie schaffen und niemals ein Angebot bekommen. Aufgrund dieses Drucks ist ganz schön Feuer in jeder Mannschaft - und die Zuschauer nehmen es genauso ernst. Also, so scheint es zumindest.

Es folgt eine Fallstudie vom Spiel "Eulen" gegen "Erdhörnchen" - alle Universitäten haben neben ihren offiziellen Namen tierische Maskottchen, um sich auszuweisen. Darum spricht man nicht von Temple University gegen University of Minnesota oder Philadelphia gegen Minneapolis, nein, es spielen Owls versus Gophers.
Die Profi-Sportvereine nehmen das ganze dann etwas ernster und haben gefährlich klingende Namen wie Sharks, Tigers oder Grizzlies.

12:45h, 15min vor Anpfiff: die Arena füllt sich. Auf den billigen Plätzen ist die Stimmung gut, obwohl das Bier $8 kostet. Im Vergleich zu den $10 Eintrittspreisen kein Schnäppchen.

12:55h, 5min vor Anpfiff: die obligatorische Nationalhymne mit Blasmusik. Das 63.000 Zuschauer fassenden Stadion noch nicht ganz voll.

13:30h, 1. Viertel: Die Gophers führen 21:0, die Stimmung ist gut, die Zuschauer sind zufrieden. Sind wohl an die 40.000 Leute im Metrodome.

13:55h, 2. Viertel: Die Gophers führen 32:0, die Stimmung läßt nach, die Zuschauer sind mit Essen und Trinken beschäftigt.

15:30h, 4. Viertel: Willkommen im Zentralstadion. Die Gophers führen 56:0. Der Gegner spielt schlecht, das Spiel ist einseitig, aber es wird gepunktet. Trotzdem sind die meisten Leute schon im 3. Viertel gegangen.

15:40h, Schlusspfiff: Die Gophers gewinnen 63:0. Auch wir sind inzwischen gegangen, "um den Ansturm auf die umliegenden Parkplätze zu umgehen", so die offizielle Begründung.

Fazit: es scheint, das Sportinteresse des Durchschnitts-Amerikaners ist so oberflächlich wie er selbst. Bei einem 63:0 kann man von einer deutlichen Klatsche sprechen, vergleichbar mit 7 oder 8 Toren im richtigen Fußball. Was sollen die Jungs auf dem Platz denn noch machen, damit die Zuschauer bis zur Ehrenrunde im Stadion bleiben?
Zugegeben, das Spiel hat einige Längen, aber das haben die ja selbst zu verantworten: College Football kommt im Fernsehen und da kommt dauernd Werbung.

4 Comments:

Blogger chrwil said...

40.000 Mann beim College-Football, das nenne ich Verbundenheit. Ob die alle bis zum Schluß bleiben sollte zumindest dem Schatzmeister Wurscht sein.

Vielleicht liegt's ja an der Blaskapelle, wobei, das würde in Liepzig vielleicht auch noch die letzten Chemie-Fans vertreiben.

29.9.06  
Anonymous Anonym said...

Yeaaa....man sollte diesen Blog spiegel.de als Startseite vorziehen - er müsste nur auch mehrmals täglich aktulisiert werden!

Digger Respekt! Du musst schon irgendwann Printschlampe oder so was werden! ;)

Anosnten weiterhin viel Spaß bei den Bombenwerfern.

Cheers

29.9.06  
Anonymous Anonym said...

63:0 ist boes - obwohl sich das Spiel in Temple's football Geschichte nahtlos einreiht. Schoen zu hoeren, das du beim Philadelphia besuch mit dabei warst.

P.S.: Den Satz "das Sportinteresse des Durchschnitts-Amerikaners ist so oberflächlich wie er selbst" finde ich etwas harsch.

29.9.06  
Anonymous Anonym said...

Das nenn ich mal ne Klatsche, da ist unser 13:0 gegen Klein-Italien noch gar nichts gewesen.
Meld dich mal, wenn du wieder in Deutschland bist, dann mobben wir Niere raus und du machst dann den Presseheinz. Und damit du dich wie zu Hause fühlst, gibts noch die Mitgliedschaft in der Kristallweizen-Crew für umsonst.

Ade,
Dein Jogi-Bär

10.10.06  

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