Donnerstag, 9. November 2006

Autos, Bier und Schokolade

Die US-Wahlen sind über die Bühne gegangen - die Demokraten haben Senat und Kongress erobert. Das Land erwartet Veränderung und stimmt zum 872. Mal das Ende des amtierenden Präsidenten George W. Bush ein. Dass der Präsident, den niemand mag und keiner wollte, nun schon seit 6 Jahren Präsident ist, bleibt ein Phänomen und liegt wahrscheinlich am kleinen Mann von der Straße. Grund genug herauszufinden, wie diese Menschen über Deutschland denken.


Nach meiner Erfahrung wird Deutschland häufig mit dem Land verglichen, in dem Bier und Schokoladen fließen. Becks und Milka heben sich geschmacklich und preislich deutlich von ihren US-Wettbewerbern ab und lassen Deutschland glänzen.
Auf der anderen Seite müssen wir Deutschen häufig her halten, wenn Hollywood mal ein paar Bösewichte braucht. Damit ist nicht der hiesige Schauspieler-Import von Gerd Fröbe bis Götz Otto gemeint, sondern die Erfahrungen aus dem (Post-)Nationalsozialismus: Der Deutsche ist organisiert, durchtrieben und übermütig.

Sportlich treten wir nur bedingt in Erscheinung. Dass heuer die deutsche Equipe in Turin mit 29 olympischen Medaillen die erfolgreichste war und 4 mehr als die Amis gewonnnen haben, interessiert hier niemanden. Auch Schumi ist hier so begehrt wie eine Dame beim Skat, obwohl deutsche Autos mit allerhöchstem Respekt betrachtet werden. Wer Audi oder BMW fährt, gehört auf jeden Fall zu den Besserverdienern. Mercedes und Porsche sind noch einmal eine Steigerung und verraten entweder finanzielle Unabhängigkeit oder einen äußerst kriminellen Hintergrund.
Darum versucht die kränkelnde US-Auto-Industrie familiäre Konkurrenzvorteile zu nutzen: Chrysler bezieht sich in seiner Kampagne "Ask Dr. Z" auf seinen Vorstandsvorsitzenden Dr. Dieter Zetsche, der als netter Rentner von nebenan sämtliche Modelle von Chrysler, Jeep and Dodge als das Beste aus deutscher Technik und amerikanischem Design beschreit.

Vor 5 Jahren war Zetsche noch der harte, ur-deutsche und preußisch-anmutende Sanierer, der rund 26.000 Stellen (~20%) der ChryslerGroup in Nordamerika gestrichen hat. Und da sind wir wieder bei der Macht der Manipulation, die auch George W. Bush im Amt hält: zeig´s im Fernsehen und wiederhol' es einfach immer wieder, dann glauben es die Leute irgendwann.
Entsprechend wird sich auch das Bild der Deutschen als trinkfeste Lederhosenträger in den USA weiter verfestigen; es ist Thema in dem Film "Bierfest", der hier im September lief. Wer ihn gesehen hat, ist selbst dran Schuld und weiß, wovon ich spreche. Für alle anderen gibt es den Trailer hier oder in den Links rechts unter den Verbrauchertipps.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Oh man....und wieder mal ein Glanzstück deutscher Journalistenkunst auf der anderen Seite des großen Teichs! Applaus und bitte, bitte weiter so...Du rettest mit solchen Texten die Tristes im grauen Arbeitstag! Da kann die deutsche Presse einpacken...wen interessiert denn, dass Axel Schulzens Schwester im Puff arbeitet???

Beste Grüße

13.11.06  
Anonymous Anonym said...

Die deutscheste aller Marken hast Du vergessen: Volkswagen. Und die haben auch die deutscheste Markenbotschafterin aller Zeiten - ich darf vorstellen: Miss Helga ("straigth outta Wolfsburg").

http://www.myspace.com/misshelga

Schaut Euch unbedingt die Werbespots an - viel Spaß beim Feiern!

PS: Kojo - sowas will ich mal aus Eurem Hause sehen!

14.11.06  

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