Freitag, 1. Dezember 2006

Bring Your Own Booze

Steht an einer Restauranttür "BYOB", dann schlägt das Herz von so manchem Sparfuchs höher: BYOB bedeutet, "bring deinen eigenen Schnaps mit". Die Vergabe von Ausschanklizenzen ist in Amerika Ländersache und wird entsprechend in jedem Bundesstaat unterschiedlich geregelt. Eine alkoholische Betrachtung Pennsylvanias.

Die sogenannte "Liquor License" scheint eine sehr schwierige Angelegenheit zu sein: in jedem Bundesstaat gibt es eine eigene Behörde, die den Handel und den Ausschank von Wein und Hartalk kontrolliert und durch limitierte Lizenzen begrenzt. Diese Einrichtungen gehen zurück auf die Prohibition und die 21. Erweiterung der Verfassung von 1933 (Christoph Runne berichtete).
Die zuständige Behörde (Pennsylvania Liquor Control Board) in unserem Thanksgiving-Urlaubsdomizil hat besonders harte Spielregeln festgelegt: Pro 3.000 Einwohner in einem bestimmten Bezirk gibt es eine Weiterverkaufs-Lizenz, um die sich dann Schnapsläden, Kneipen, Restaurants und sonstige Vergnügungsetablissements streiten. Ein Großhändler kommt auf 30.000 Einwohner.
Restaurants müssen zudem sämtlichen Alkohol über die Behörde beziehen, die dadurch ein Monopol hält und nach Belieben die Preise diktiert. Wer hätte das in der marktwirtschaftlichsten aller Wirtschaften vermutet?

Aus diesem Grund ist es nur allzu verständlich, dass manche Restaurants einfach den vom Gast mitgebrachten Alk ausschenken. Das muss man sich mal vorstellen: Anstatt ne Flasche Wein a la carte für $50 oder mehr zu kaufen, stoppt man schnell an der Bude und holt gleich 2-3! Das Trinkgefühl bleibt gleich, denn schmucke Gläser und den Service gibt´s für einen kleinen Obolus. Außerdem sind wir hier ja in Amerika und die Möglichkeiten sind grenzenlos, d.h. wer Tequila bringt, dem werden sogar leckere Margaritas gemixt. Und da läuft natürlich der Laden!

Eine weitere Folge der begrenzten Ausschanklizenzen ist der Rückzug vieler stimmungsvollen Trinker ins Private. Da wird nicht gekleckert, da wird geklotzt. Denn die Zeit vergeht und schnell ist nichts getrunken.


Jim, unser Thanksgiving-Gastgeber, läßt sich in dieser Beziehung nicht lumpen; zeigt, was er hat und bietet großzügig an. Er hat sogar seine eigene Cocktailkarte mit selbst-kreierten Martini-Variantionen! Er hat ja aber auch genug auf Lager...


Erwähnung soll außerdem mein neuer Freund finden, den mir Jim vorgestellt hat: Er heißt Old-Fashioned und besteht zu 60% aus billigem Whiskey, der in eine Zuckerlauge gekippt wird. 2-3 Eiswürfel und einen Orangenscheibe, fertig. Das ideale Getränk wenn man (wie ich) eigentlich nicht so der Whiskey-Trinker ist. Das Zeuch ist lecker und trinkt sich wie von selbst.


Im heimischen Minneapolis gibt es derartig scharfe Ausschankbeschränkungen nicht. Nach Angaben meiner Mitbewohner sind die BYOBs hier rar. Anscheinend darf hier jeder anbieten, was er will. Na dann Prost.