Die graue Stadt Salt Lake City
Dass Salt Lake City 2002 die olympischen Winterspiele ausrichten durfte, ist mir nach meinem kurzen Besuch ein Rätsel. Die Stadt erinnerte sehr ans anhaltinische Tangermünde um 2003: künstlich aufgepeppt, viele graue, unschöne Ecken und fehlendes Kapital. Aber zum Skifahren ist´s gut.
Die Hauptstadt der Mormonen liegt mitten in den Rocky Mountains, 1.320m über dem Meeresspiegel. Allein diese geografischen Tatsachen wecken Vergleiche mit blühenden Schönheiten wie Genf oder Salzburg. Pustekuchen, denn mit natürlicher Vegetation kann die Stadt nicht wuchern. Aufgrund der Lage fallen jährlich nur 419mm Niederschlag (zum Vergleich: Leipzig 512mm), das meiste im Frühling, dann sieht es wohl toll aus - für 6,5 Wochen.
Ich habe SLC nun allerdings im Winter besucht und konstatiere, das mit Abstand Schönste ist der Blick auf die umliegenden schneebedeckten Berge.
Gleich mehrere 3.000er stemmen sich in der Gegend empor und garantieren feinstes Skivergnügen. Achtung Wintersportfreunde! Natürlich gibt es auch hier kleine Unterschiede gegenüber dem alten Europa.
1.) Die Skigebiete haben meist weniger Lifte aber deutlich mehr Abfahrten als ihre Pendants in den Alpen.
2.) In den USA ist es gestattet im Wald zwischen den gebügelten Pisten zu fahren; ja, es wird geradezu auf wilde Abfahrten und Abentuer hingewiesen. Außerdem sind Streckenmarkierungen Mangelware.
3.) Die Sessellifte sind deutlich älter und haben keinen Sicherheitsbügel. Sie haben gar keine Bügel. Nicht einmal eine Abstellmöglichkeit für Ski oder Snowboard.
4.) Manche Skigebiete sind für Snowboarder gesperrt.
5.) Liftpässe mit KeyCard sind selten, in Utah wird noch persönlich kontrolliert.
6.) Après-Ski wird hierzulande eher dezent betrieben.
Bleibt die Frage nach dem Schnee? Ist er wirklich anders? Pulvriger? Ich kann es nicht beantworten. Als ich in SLC ankam, zeigte das Thermometer im Tal gut 15°C. Auf den Bergen taute es tagsüber kräftig und überfror in der Nacht. Keine Spur von jungfräulichem Neuschnee - der sagenhafte Schnee in den Rocky Mountains bleibt ein Mythos.