Sonntag, 19. November 2006

Die 1-Million-Dollar Frage

Am 23. November feiert Amerika das Erntedankfest mit einem großen Festschmaus, um Gott, dem HErrn, den Ureinwohnern, der landwirtschaftlichen Industrie und neuerdings auch der Genforschung für die tägliche Vorsorgung zu danken. Ich möchte diese Gelegenheit zum Anlaß nehmen, meinen treuen Lesern zu danken und eröffne die Chance auf eine Million Dollar.

Wie im Leben zählt auch in diesem Fall, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt. Ich möchte darum Sie, verehrte Leser, in meine Rolle versetzen und auffordern, Nachforschungen in der Tierwelt anzustellen.

Seit einiger Zeit treffe ich regelmäßig auf vielbeinige Krabbeltiere, die Zuflucht im warmen Haus suchen. Es ist mir sogar gelungen, diese schüchternen wie possierlichen Tierchen zu fotografieren. (Hinweis: beim Vergleichsgegenstand handelt es sich tatsächlich um eine Standart-DIN Büroklammer von 26mm Länge.)


Die alles entscheidende Frage lautet nun: Wie heißen diese Viecher?

Namensvorschläge können bis zum 30.11.2006 um 24.oo Uhr (MEZ) über die Dialogmöglichkeit "Comments" am Ende des Artikels eingereicht werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Bewertet wird nach Originalität, Klang und Begründung der Namenswahl. Als Preis stehen 1 Million Dollar im Raum.


Angehörige dürfen am Gewinnspiel teilnehmen. Bestechungen sind durchaus erwünscht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Viel Erfolg.

Dienstag, 14. November 2006

Vorurteile im Alltag

Alle Menschen haben Vorurteile, sie sind in der Struktur des Denkens angelegt und berufen sich auf Erfahrungen und gefährliches Halbwissen. Vorurteile können positiv oder negativer Natur sein und reziprok setzen sie die im Fokus stehende Person mehr oder weniger unter Erwartungsdruck. Zwei kleine Geschichten dazu.

Ich lerne zurzeit an einer klassischen Kunsthochschule. Entsprechend übersichtlich ist das Sportangebot gegliedert. Es gibt Yoga und Pilates (macht Nadin), Fußball und im Sommer Softball (eine Mädchen-Version von Baseball). Ich habe mich der Fußballabteilung angeschlossen; das Uni-Team spielt jeden Sonntag in einer Mixed Hobby-Liga. Richtig - Jungs und Mädels, Studenten und Professoren, Arbeitnehmer und Arbeitslose, Mütter und Väter, Athletische und Untrainierte treffen sich zum gemeinsamen Kicken unter Ligabedingungen: gute Hallenplätze, Schiedsrichter, Grätschverbot und Schienbeinschonerpflicht.

Mein Team, FC MCAD, spielt unter dem sozialistischen Breitensportprinzip: kein Training, jeder ist willkommen, jeder bekommt die gleiche Einsatzzeit unabhängig vom Können und bisherigen Errungenschaften. Das erklärt auch die chronische Erfolgslosigkeit des Teams - in 6 Spielen hat´s 4 Niederlagen und 2 Unentschieden gesetzt.


Die ersten beiden Spiele/Niederlagen habe ich verpaßt und danach war natürlich das HALLO groß, als mit Fernando und mir fortan ein brasilianischer und ein deutscher Austauschschüler das Team erweitern würden. Plötzlich stand ein internationales Team auf dem Platz, bestehend aus Ländern, die 8 Weltmeisterschaften eingefahren haben. Das nächste Spiel haben wir dann auch nur 1-0 verloren und ich habe ein gute Gelegenheit versemmelt.
Nun ist es ja wirklich nicht so, dass ich ein Ballzauberer oder Leitwolf bin. Ich kann rennen, grätschen und andern an den Haaren ziehen, aber nicht gut Fußballspielen. Egal, für MCAD reicht´s und ich nehme hier eine Position ein wie Josef Ivanovic beim FC Sachsen - unglücklich: Hat in jedem Spiel 1-2 gute Gelegenheiten aber macht die Bude nicht.

Beim FC MCAD steht der Spaß am Spiel im Vordergrund und so ist der allgemeine Tenor nach jedem sieglosen Spiel, dass wir heute wieder nah dran waren und auf dem Gezeigten aufbauen können. Für mich ist Sonntag eher eine gute Gelegenheit, mal vor 10 Uhr aufzustehen und etwas Bewegung und Dehnung zu kriegen.

Ein weiteres, stark-verbreitetes Vorurteil spricht von den intelligenten Europäern, die immer 3-4 Sprachen sprechen. Darauf angesprochen, kann ich natürlich glänzen und neben Deutsch/Englisch meine 6 Französisch- und 3 Russisch-Schuljahre erwähnen. Das respektvolle Staunen wird noch größer, wenn ich die letzten, in meinem Gehirn verbliebenen Russich-Sätze zum Besten gebe: "Vera Maximova ist eine Stadtführerin. Sie zeigt uns die Sehenswürdigkeiten und die Schule. Ich spiele mit meinem Bruder Fußball auf der Straße."
Eine Anmerkung für alle die nicht Russisch sprechen: Diese 3 Sätze sind ungefähr so lang wie der gesamte Abschnitt, weil allein das Wort "Sehenswürdigkeiten" mindestens über zwei komplette Zeilen geht. Die Übersetzung ins Englische halte ich meistens zurück, um die Vorurteile nicht zu zerstören und meine Unwissenheit preiszugeben. Reicht ja schon, dass alle sehen, dass ich die Bälle nicht so ins Tor nagle wie einst der Klinsi.

Donnerstag, 9. November 2006

Autos, Bier und Schokolade

Die US-Wahlen sind über die Bühne gegangen - die Demokraten haben Senat und Kongress erobert. Das Land erwartet Veränderung und stimmt zum 872. Mal das Ende des amtierenden Präsidenten George W. Bush ein. Dass der Präsident, den niemand mag und keiner wollte, nun schon seit 6 Jahren Präsident ist, bleibt ein Phänomen und liegt wahrscheinlich am kleinen Mann von der Straße. Grund genug herauszufinden, wie diese Menschen über Deutschland denken.


Nach meiner Erfahrung wird Deutschland häufig mit dem Land verglichen, in dem Bier und Schokoladen fließen. Becks und Milka heben sich geschmacklich und preislich deutlich von ihren US-Wettbewerbern ab und lassen Deutschland glänzen.
Auf der anderen Seite müssen wir Deutschen häufig her halten, wenn Hollywood mal ein paar Bösewichte braucht. Damit ist nicht der hiesige Schauspieler-Import von Gerd Fröbe bis Götz Otto gemeint, sondern die Erfahrungen aus dem (Post-)Nationalsozialismus: Der Deutsche ist organisiert, durchtrieben und übermütig.

Sportlich treten wir nur bedingt in Erscheinung. Dass heuer die deutsche Equipe in Turin mit 29 olympischen Medaillen die erfolgreichste war und 4 mehr als die Amis gewonnnen haben, interessiert hier niemanden. Auch Schumi ist hier so begehrt wie eine Dame beim Skat, obwohl deutsche Autos mit allerhöchstem Respekt betrachtet werden. Wer Audi oder BMW fährt, gehört auf jeden Fall zu den Besserverdienern. Mercedes und Porsche sind noch einmal eine Steigerung und verraten entweder finanzielle Unabhängigkeit oder einen äußerst kriminellen Hintergrund.
Darum versucht die kränkelnde US-Auto-Industrie familiäre Konkurrenzvorteile zu nutzen: Chrysler bezieht sich in seiner Kampagne "Ask Dr. Z" auf seinen Vorstandsvorsitzenden Dr. Dieter Zetsche, der als netter Rentner von nebenan sämtliche Modelle von Chrysler, Jeep and Dodge als das Beste aus deutscher Technik und amerikanischem Design beschreit.

Vor 5 Jahren war Zetsche noch der harte, ur-deutsche und preußisch-anmutende Sanierer, der rund 26.000 Stellen (~20%) der ChryslerGroup in Nordamerika gestrichen hat. Und da sind wir wieder bei der Macht der Manipulation, die auch George W. Bush im Amt hält: zeig´s im Fernsehen und wiederhol' es einfach immer wieder, dann glauben es die Leute irgendwann.
Entsprechend wird sich auch das Bild der Deutschen als trinkfeste Lederhosenträger in den USA weiter verfestigen; es ist Thema in dem Film "Bierfest", der hier im September lief. Wer ihn gesehen hat, ist selbst dran Schuld und weiß, wovon ich spreche. Für alle anderen gibt es den Trailer hier oder in den Links rechts unter den Verbrauchertipps.

Montag, 6. November 2006

Der große Sicherheitsreport

"Ich möchte, dass ihr begreift, dass es da draußen gefährlich ist." Diesen Satz hat nicht etwa George W. Bush in einer seiner unwiderstehlichen Reden zur Rechtfertigung der US-Außenpolitik geprägt, nein, es war Rick Marasico, einer von vielen Sicherheitsbeauftragten des Minneapolis College of Art & Design.

Kriminalität ist in den Vereinigten Staaten ein ganz heißes Thema. Allein im August gab es in Minneapolis 141 Fälle von schwerer Körperverletzung und 8 Tötungsdelikte. Der überwiegende Teil dieser Verbrechen ist dem Drogen- und Rotlichtmilieu zuzuordnen, die sich mit ihren Wettbewerbern und selbst in den eigenen Reihen bekämpfen, anstatt auf harmlose Studenten loszugehen.

Aus meiner Sicht leben wir in einer Großstadt mit einem starken Gefälle zwischen Arm und Reich - erhöhte Kriminalität kommt da nicht überraschend. Allerdings können wir uns hier ohne Angst und Vorbehalte tags und nachts frei bewegen. Nur der nahe gelegene Park sollte im Dunkeln umgangen werden. Nachvollziehbar.

Bisher ist keiner von uns Zeuge eines Verbrechens geworden. Aber vor einigen Tage hörten wir eine Geschichte, die uns das Blut in den Adern gefrieren ließ: Gegen 22.oo Uhr spielten unsere Mitbewohner John und Amy mit unserem Hund Snoopy im Vorgarten, als plötzlich zwei dunkle Kleinbusse vor unserem Haus stoppten. Resolut wurden die beiden von den Herausspringenden aufgefordert, ins Haus zu gehen. Sie hielten Maschinengewehre in den Händen, trugen Masken und kugelsichere Westen mit der Aufschrift SWAT - Special Weapons and Tactics, die Spezialeinheit der Polizei.
Gleichzeitig stürmten sie unser Nachbarhaus und eins auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ohne Klingeln rammelten sie durch die Türen und sprangen durch die geschlossenen Fenster. Kurze Zeit später kehrten sie mit einigen Leuten zurück in die Kleinbusse und der Spuk war vorbei.


Was bleibt, sind die Glassplitter und die nun vernagelten Türen und Fenster in unserer Nachbarschaft. Die Häuser sind weiterhin bewohnt, obwohl ich nicht mit Sicherheit sagen kann, wer da eigentlich wohnt. Es gingen und gehen halt eine Menge Leute ein und aus, was die ganze Sache zusätzlich verdächtig macht.

Trotz intensiver Recherchen fanden weder wir noch meine Mitwohner eine offizielle Meldung zu diesem nächtlichen Zugriff.
Interessant ist auf jeden Fall die Tatsache, dass die lokale Politik längst aufgegeben hat, die Bandenkriminalität auszurotten. "Das vorrangige Ziel ist die Verdrängung aus der Stadt in Randbezirke", sagen Insider.

Im aktuellen Wahlkampf spielt die öffentliche Sicherheit allerdings kaum eine Rolle. Die Situation wäre vor einigen Jahren wesentlich schlimmer gewesen und so bestimmen Steuern und der öffentliche Haushalt die verschiedenen Kampagnen für die Senatswahlen am 7. November. In Amerika ist immer dienstags Wahltag.

Mittwoch, 1. November 2006

Die Geschichte hinter Halloween

Die original Halloween-Nacht war am 31. Oktober. Halb Amerika flippte allerdings schon in der Vorwoche total aus. Wilde Dekorationen und Parties an allen Orten. Schade nur, dass kaum einer erklären kann, worum es bei Halloween eigentlich geht.

Laut wikipedia geht Halloween auf irisches oder gar keltisches Brauchtum zurück. Es ist der Vorabend zum Allerheiligenfest, an dem Katholiken den Toten gedenken. Darum werden an Halloween auch die ganzen Gruselfiguren ausgepackt und ins Fenster geklebt.
Damit die Kinder nicht so viel Angst bekommen, wurden sie mit Süßigkeiten abgelenkt. Über die Jahre und im Zuge der Entwicklung von der Agrar- zur Konsumgesellschaft haben einige pfiffige Kinder rausbekommen, dass sie ganz viel Süßes abstauben können, wenn sie von Haus zu Haus ziehen und ängstlich tun. In den 20er Jahren haben die Kinder aus den Mafia-Familien das ganze dann perfektioniert, in dem sie mit dem Slogan "Süßes sonst gibt´s Saures!" etwas mehr Druck hinter die Sache gepackt haben.
Spätestens zu dieser Zeit war von dem ursprünglichen Halloween-Gedanken nicht mehr viel übrig. Außer die Gespenster, die haben es bis heute geschafft. Und wie.


Parallel zur Dekoration der Häuser investieren die meisten Amerikaner auch ungeheuren Aufwand in ihre Kostüme. Das heißt, zum Sammeln gehen nur noch die Vor- und Grundschulkinder raus. Alle Älteren schenken sich gegenseitig Süßes, was die Sache wesentlich vereinfacht und eine heitere Attitüde pflegt.
Mit den aufwändigen Kostümen lassen sich die Amerikaner dann bei den sehr beliebten Halloween-Parties sehen. Rechtzeitig konnte ich meinen Fuß in die Türe zur Party-Industrie kriegen und ordentlich von der amerikanischen Trinkgeld-Regel profitieren. In Kneipen und Restaurants ist es üblich, 20 % Trinkgeld zu geben. Und so kam ich als Barmann auf einer privaten, kommerziellen Party in den Genuss, an einem Abend 128 Dollar zu verdienen. Mit den Getränken, die ich in den 7 Stunden weggebechert habe, macht das einen 200 Dollar Abend. Happy Halloween.