Nachruf auf meine Mitbewohner
Meine Wohnung ist so ziemlich die billigste, die in einem anständigen, urbanen Viertel zu finden ist. Dafür müssen einige bauliche und verwaltungstechnische Mängel in Kauf genommen werden. Meine Mitbewohner haben davon die Schnauze voll und sind am Wochenende ausgezogen. Ein Rückblick mit einem weinenden Auge.
Das Familienfoto stammt aus glücklichen Zeiten, Anfang Dezember 2006. John und Amy mit Snoopy, dem chronisch müden Hund.
Im Grunde haben wir nur wenig gemeinsam unternommen, aber sie waren immer da, wenn ich sie brauchte. Zum Beispiel als ich mir überlegt habe, den US-Führerschein zu erwerben. Ich durfte kurz mit Amys Auto üben und John hat mich dann zur praktischen Prüfung gefahren, weil wir dachten, dass es vielleicht komisch ist, wenn ich mich selbst hinfahre, um die Fleppe zu machen.
Sie waren auch zuverlässig da, wenn ich Statisten brauchte oder Hilfe bei umgangssprachlichen Formulierungen. Weniger zuverlässig waren die beiden in Sachen Abwaschen und leere Bierdosen/-flaschen wegräumen.
Nun ist ein Ende immer auch ein Anfang und so ziehen neue Leute in die alt-ehrwürdigen Räume. In den kommenden Wochenenden erwarte ich Scott, einen Computer-Techniker Ende 30, und Louise, eine 25jährige Französin. Scott braucht nur eine Anschrift, weil seine Lebensgefährtin so eine Art Wohngeld bezieht und deshalb bei ihr niemand weiter wohnen darf. Die Französin hat wohl in London studiert und will jetzt eine kleine Auszeit nehmen. Man kann gespannt sein...